Innenarchitekt, Experte für die Stadt der Zukunft und Mobilität. So vielfältig wie sein Job ist auch die Freizeitgestaltung von Lars Zimmermann. Vor allem sein E-Bike will er nie wieder missen. Im Interview hat Lars mit mir über Beruf, Sport und Freizeit gesprochen.
Moin Lars, du bist beruflich nicht leicht zu fassen: Ich hatte mit dir im letzten Job mehrere Monate als Innenarchitekt zu tun. Darüber hinaus beschäftigst du dich viel mit Themen wie Stadt der Zukunft und Mobilität. In deinen eigenen Worten: Was genau ist dein Beruf?
Lars Zimmermann: Ich glaube Zukunftsarchitekt und Zukunftsgestalter trifft es am besten. Mich treiben die Kernfragen an: Wie wollen wir in Zukunft leben und arbeiten? Von Hause aus habe ich klassisch Architektur in Hamburg studiert, bin aber alles nur kein klassischer Architekt. Ich glaube, dass zukünftig Patchwork-Vitas und Interdisziplinarität total normal werden, insofern nehme ich da die Zukunft vielleicht ein kleines bisschen vorweg.
Ich habe spaßeshalber öfters zu dir gesagt, dass du ein guter Diplomat sein könntest. Ist es in deinem Job besonders wichtig, unterschiedliche Interessen auszuloten und zusammenzubringen?
Zimmermann: Sobald man mit einer Gruppe von Menschen arbeitet, hat man auch mit unterschiedlichen Interessen oder zumindest verschiedenen Schwerpunkten in einem Projekt zu tun. Das ist nicht immer leicht und es braucht in der Tat ein gewisses Geschick, Zielkonflikte zu erkennen und durch eine wohlwollende und zuhörende Art, offen für abweichenden Positionen zu sein. Wenn sich alle gehört fühlen, ist schon viel erreicht. Im Endergebnis sollte sich jeder wiederfinden können. Der Prozess bis dahin ist das Spannende.
Dein Lebensmittelpunkt ist in Hamburg: Allerdings hast du mehr als acht Jahre in Amsterdam gelebt und gearbeitet. Wie weit ist Amsterdam auf dem Weg zu einer Stadt der Zukunft? Wie schneidet Hamburg deiner Meinung nach im Vergleich zur holländischen Hauptstadt ab?
Zimmermann: Ich komme immer noch ins Schwärmen, wenn ich an die Zeit zurückdenke. Amsterdam hat bereits in den 80er Jahren angefangen, öffentlichen Raum anders zu denken, von den menschlichen Bedürfnissen her zu planen und zu gestalten. Der Mensch braucht Sicherheit, Ruhe, Orte zum Treffen und Austauschen, Grün. Die autogerechte Stadtplanung hat es dort ebenfalls gegeben, man hat aber sehr schnell herausgefunden, dass dies keine Zukunft hat. Es gibt Bilder aus Amsterdam aus den 70er Jahren, die sehen aus wie Altona oder Eppendorf heute noch aussehen. Überall stehen Autos und es gibt Staus. Amsterdam wirkt insgesamt innovativer, internationaler und einfach schneller, aber Hamburg hat enormes Potenzial. Doch es ist noch viel zu tun und daran arbeite ich mit aller Kraft.
Inwiefern sind die Themen Sport und Freizeit auch Bestandteil der Diskussion um die Stadt der Zukunft? Wo liegen für Hamburg in dem Bereich die größten Herausforderungen?
Zimmermann: Ich denke, es ist allen klar, dass der moderne Lebensstil Menschen krank machen kann. Ernährung und Kalorien im Überfluss in Kombination mit wenig Bewegung durch Büroarbeit etc. führen zu den allseits bekannten Wohlstandskrankheiten. Eine gute Stadtplanung unterstützt uns heutzutage darin, fit zu bleiben. Das Stichwort ist die 15-Minuten-Stadt, in der alle Bedürfnisse des Alltags in einem Radius von 15 Minuten von Zuhause entfernt zu Fuß oder mit dem Rad erledigt werden können. Einkauf, Arbeit, Kultur, Sport und Freizeit. Hamburg ist eine wachsende Stadt, die nach innen nachverdichtet. Hierbei darf wertvolles Grün nicht gänzlich dem Wachstum zum Opfer fallen. Auch das Baurecht muss mit dem Fortschritt gehen: Die Zukunft liegt im sinnvollem Mixen der Funktionen, was für rund um die Uhr belebte Quartiere fundamental wichtig ist.
Du fährst bei Wind und Wetter mit dem E-Bike: Welche Bedeutung hat das Rad beruflich für dich? Nutzt du es auch privat?
Zimmermann: Ich habe mein Auto verkauft und bin im Prinzip nur noch mit dem Rad in Hamburg unterwegs, privat und beruflich. Es bringt mich immer ans Ziel und ich muss sagen, ich freue mich richtig, wenn ich es benutzen kann. Es macht viel mehr Spaß, als mit dem Auto in der Stadt unterwegs zu sein. Ich stehe nicht mehr im Stau und komme nach einem stressigen Tag trotzdem mit einem Lächeln nach Hause, die halbe Stunde vom Büro bis zur Haustür sind da eine Wohltat.
Wie wichtig ist für dich Bewegung als Ausgleich zur Arbeit? Ist mit dem E-Biking dein Bedarf an Bewegung gestillt?
Zimmermann: Ich habe früher sehr stark wahrgenommen, dass mir Bewegung gefehlt hat, wenn ich mal eine ganze Woche mit dem Auto unterwegs war. Ich brauche im Prinzip täglich meinen Auslauf und körperliche Aktivität. Das kann aber auch nur ein kleiner Abendspaziergang sein, im Idealfall ist es aber mehr.
Ich bin Mitglied in einem Fitnessstudio und habe dort vor Corona vor allem Kurse gemacht. Ich kann Les Mills sehr empfehlen, speziell eine Kombination aus der Kampfkunst Thai Chi, Yoga und Pilates. In den Kursen war ich meist einer der zahlenmäßig unterrepräsentierten Männer, aber das hat mich nie gestört. Seit dem ersten Lockdown habe ich kein Fitnessstudio mehr von innen gesehen, Kurse nur vorm Laptop zuhause gemacht. Das Studio und die anderen Mitglieder, das Feeling in der Gruppe hat mir aber enorm gefehlt und ich freue mich sehr, jetzt wieder loslegen zu können.
Auf einer Skala von 1 bis 10 von sehr schlecht bis sehr gut: Wo verortest du dein aktuelles Fitnessniveau?
Zimmermann: Corona hat bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Homeschooling und Homeoffice sowie wenig Bewegung taten mir nicht gut. Verglichen mit der Vor-Corona-Zeit bin ich in der Fitness abgeschmiert, ich würde aktuell schätzen 4 oder 5.
Was unternimmst du abgesehen von Sport und Bewegung, wenn du dir etwas gönnen möchtest?
Zimmermann: Vor allem Auszeiten. Nichtstun, Handy aus, Strand, Elbe, Ostsee. Als wir noch in den Niederlanden gewohnt hatten, brauchte ich mit dem Rad nur eine halbe Stunde bis zur Nordsee. Das habe ich manchmal spontan abends gemacht und das fehlt mir noch immer. Ich brauche das Wasser und das Meer, die Seeluft, Möwengeschrei und das Gefühl von Weite und Freiheit.
Welches sind deine drei Hamburger Lieblingsrestaurants und warum?
Zimmermann: Auf Platz eins das Beiti in Winterhude. Ultra leckere libanesische Küche.
Zweitens das Imara Restaurant in Hoheluft. Crossover marokkanische und spanische Küche. Ich mag die leichten Gerichte, viele kleine Tapas und abwechslungsreich.
Zum Schluss das Café Lükus beim Falkensteiner Ufer. Weniger wegen der Karte oder des Essens, die Location und die Besucher sind aber immer wunderbar.
Danke dir für das interessante Gespräch!