“Zu Unternehmertum gehört eine soziale Verantwortung”: Im Interview mit Jan Bechler

Jan Bechler ist nicht nur erfolgreicher Serienunternehmer, sondern obendrein auch noch “fit wie ein Turnschuh”. Im Interview hat Jan mir erzählt, was ihn als Unternehmer antreibt und wie er seinen Kopf mit Sport freibekommt. Zudem hat er auch noch Tipps zu Hamburger Restaurants parat und er hat mir seine Lieblingsweine verraten. 

Moin Jan, du bist ein „bunter Hund“ im Digital Business mit deiner Agentur Finc3, bei den OMR bist du als Partner involviert und vieles mehr. Wie erklärst du deinem Nachwuchs in wenigen Sätzen, was du beruflich machst? Was treibt dich als Unternehmer hauptsächlich an?

Jan Bechler: Relativ kurz und knapp: Ich bin Unternehmer mit Schwerpunkt auf digitale Geschäftsmodelle. Darüber hinaus investieren meine Partner und ich in junge Internetfirmen und unterstützen diese als Business Angels.

Mein größter Wert, den ich für mich herausgearbeitet habe, lautet „Freiheit“. Der Drang nach Freiheit treibt mich an und ich habe für mich erkannt, dass ich diesen als Unternehmer besser ausleben kann als ich es als Angestellter könnte.

Ich nehme dich wie gesagt schon im Beruf sehr vielfältig wahr, auch sportlich bist du sehr aktiv und breit aufgestellt. Vor drei Jahren waren mir mal im gleichen Hyrox Doubles-Wettbewerb in Hamburg am Start, den du damals gemeinsam mit Philipp Westermeyer bestritten hast. Biken tust du auch viel. Was machst du sonst noch alles? Welche Rolle spielt sportliche Aktivität für dich als Ausgleich zum Job? Gib doch mal einen Einblick in deine Karriere als Hobbysportler!

Bechler: Sport ist tatsächlich ein Teil meines Lebens, der mir sehr wichtig ist und schon immer war. Ich habe als kleines Kind angefangen, leistungsorientiert Hockey zu spielen und stehe bis heute sehr regelmäßig auf dem Hockeyplatz. Darüber hinaus habe ich eine große Leidenschaft für Ausdauersport, insbesondere Laufen und Rennradfahren, entwickelt – für mich immer noch die beste Möglichkeit, einen Ausgleich zum Job zu schaffen und, wie man so schön sagt, den Kopf freizubekommen. Aus dem Hockey heraus habe ich sicher eine gewisse Wettkampfneigung mitbekommen, die dann dazu führt, dass ich gerne nicht nur um die Alster, sondern eben auch hier und da mal einem halben oder ganzen Marathon laufe, die Cyclassics fahre, beim Triathlon mitmache. Bei Hyrox hatte ich von Anfang an keine Chance, nein zu sagen, da ich mit den Veranstaltern befreundet bin und es natürlich Ehrensache war zu starten.

Meine neueste sportliche Challenge ist allerdings eine ganz andere: Vor einigen Wochen fragte mich Philipp Westermeyer „Was ist eigentlich der beste Sport, um auch im hohen Alter noch gesund und fit zu sein?“ Meine Antwort war, dass dazu neben Ausdauersport vor allem Beweglichkeitstraining gehört, damit man sich auch im Alter noch schmerzfrei bücken, die Schuhe zubinden oder seine Enkelkinder hochheben kann. Klingt etwas spießig, ist aber wahr. Daraufhin haben wir uns entscheiden, einmal pro Woche mit einem Trainer einen Mobility-Kurs zu organisieren und unsere Freunde und Mitarbeiter:innen einzuladen, daran teilzunehmen.

Und darüber hinaus ist meine größte sportliche Leidenschaft tatsächlich das Skifahren und vor allem Freeriden. Für einen Hamburger sicher etwas ungewöhnlich, da die Berge doch sehr weit weg sind – ich versuche aber, so viel Zeit wie möglich auf und neben den Pisten zu verbringen.

Jan Bechler_Skifahren

Wie bekommst du deine beruflichen und sportlichen Aktivitäten überhaupt zeitlich unter einen Hut? Alleine schon deine Jobs hören sich nach gut Action an. Wie oft und wie lange wöchentlich bestätigst du dich sportlich?

Bechler: Ich bin zwei bis dreimal morgens vor der Arbeit im Gym, darüber hinaus zweimal pro Woche auf dem Hockeyplatz und in der Regel kommen noch drei Ausdauer-Sessions dazu. Das verteilt sich aber auf maximal fünf Tage, damit ich die übrigen Tage der Woche nichts mache und dem Körper Ruhe gebe.

Wie steht es bei dir mit Laufen? Was waren bisher deine schönsten Erlebnisse?

Bechler: Einer der schönsten Läufe war glaube ich im Dezember 2019 in New York. Meine Freundin und ich waren dort, um an Hyrox teilzunehmen, und haben am Tag vorher einen wunderbaren Lauf durch NYC und entlang des Hudson Rivers gemacht. Dieser entspannte Lauf vor der Kulisse des weihnachtlichen Manhattans war schon richtig gut. Ebenfalls in Erinnerung geblieben, ist ein Halbmarathon in den Bergen von Lech. Sau anstrengend aber landschaftlich unglaublich schön!

Du veranstaltest jährlich mit anderen Entscheider:innen der Digitalbranche die Charity-Radtour Techbikers. Kannst du da genauer drauf angehen? Wie lief die diesjährige Ausgabe der Tour, die vor ein paar Wochen stattfand?

Bechler: Die Idee zu Techbikers ist 2011 entstanden, nachdem ich meine erste Firma gegründet hatte. Ich finde zu Unternehmertum gehört auch eine gewisse soziale Verantwortung. Aus diesem Antrieb heraus ist Techbikers entstanden: Einmal im Jahr organisieren wir ein viertägiges Rennrad-Community-Event für Teilnehmer:innen aus der Digitalbranche. Die Idee dahinter ist recht einfach: Wir fahren insgesamt etwa 500 km. Das Ziel ist immer Berlin, der Start immer eine andere Startup-Metropole wie Prag, Kopenhagen oder Hamburg.

Jan Bechler_Techbikers

Während des Events sammeln wir alle gemeinsam Spenden für die internationale Non-Profit-Organisation World Bicycle Relief. Der Ride in diesem Jahr war natürlich besonders, da er unter Corona-Bedingungen stattfand. Am Ende hat aber alles hervorragend geklappt und mit 90.000 Euro hatten wir tatsächlich ein Rekord-Spendenergebnis.

Wie nimmst du andere Bike-Charity-Initiativen wahr? Ich habe gesehen, dass beispielsweise Salesforce Deutschland Chef Joachim Schreiner im Sommer zugunsten der Vanessa-Weber-Stiftung durch die Alpen geradelt ist. Kann nicht genug von solchen Aktionen geben, oder?

Bechler: Absolut – es gibt so viele Initiativen, die Sport und einen guten Zweck kombinieren. Und jede einzelne davon ist wertvoll und hilft.

Wo ist bei dir sportlich noch Luft nach oben? Welche Ziele willst du noch erreichen?

Bechler: Ich habe drei Ziele:

  • Ich möchte mit 50 noch einen Marathon unter 4 h laufen können
  • Ich möchte meine Beweglichkeit steigern und verbessern
  • Ich möchte Freeriden auf der japanischen Hokkaido-Halbinsel, dem Freeride-Mekka. Leider haben mir Corona und eine Verletzung da schon öfters einen Strich durch die Rechnung gemacht

Jan Bechler_Running

Was unternimmst du abgesehen von Sport, wenn du dir etwas gönnen möchtest?

Bechler: Ich liebe es, in die Sauna zu gehen und mir Massagen zu gönnen. Und ich gebe gerne Geld aus für sehr gutes Essen.

Welches sind deine drei Hamburger Lieblingsrestaurants und warum?

Bechler: Nummer eins ist ganz klar das haebel in der Paul-Roosen-Straße. Fabio und Lutz sind einfach perfekte Gastgeber und ich liebe die immer wieder überraschenden Menüs, die das Team so herrlich unprätentiös präsentiert.

Nummer zwei ist das Hygge in Flottbek – die perfekte Kombination aus Essen auf sehr gutem Niveau und wunderbarer Gemütlichkeit am Kamin.

Und Nummer drei – etwas ganz anderes: das Bistro in der Alsterdorfer Straße. Die Croques und Salate waren schon mein absoluter Favorit, als ich vor 20 Jahren am Winterhuder Markt bei Radio Energy als Moderator gearbeitet habe. Und bis heute sind die Antipasti, der Saisonsalat mit Pute und Austernpilzen und danach Tiramisu eine hervorragende Kombination

Wie steht es mit passenden Weinen zum Essen? Was kannst du empfehlen?

Bechler: Mein erstes Startup, das ich gemeinsam mit meinen Partnern Tim und Björn gegründet habe, war Navinum, ein Marktplatz für Weinhändler. Dadurch hatte ich natürlich ausreichend Gründe, mich alleine schon beruflich mit Wein zu beschäftigen. Am Ende bin ich aber kein komplizierter Weintrinker, der sich zu sehr mit der Theorie beschäftigt.

Ich halte es da mit meiner Freundin Stephanie Doering, die Inhaberin des Weinladens St. Pauli ist. Stephi, die sich als Sommelière wirklich tief mit Wein auskennt, hat mal zu mir gesagt: „Der beste Wein ist nicht der, der die meisten Parker-Punkte hat, sondern der, der dir am besten schmeckt!“ Und da sind meine Favoriten der Chocolate Block vom Weingut Boekenhoutskloof und als nicht allzu teurer Basic-Wein im Sommer der Roséwein vom Weingut Metzger.

Danke dir für das interessante Gespräch!