Dr. Karsten Zimmermann HSV

Nicht nur Fußball im Kopf: Im Interview mit dem IT-Chef des HSV Dr. Karsten Zimmermann

In seinem Job als Head of IT beim HSV beschäftigt sich Dr. Karsten Zimmermann mit Datenbanken, Glasfaser, Controllingsystemen & Co. Abseits vom Beruf ist er sportlich vielseitig aktiv und geht unter anderem regelmäßig laufen, skateboarden und spielt Tischtennis.  Auch hinsichtlich seiner kulinarischen Vorlieben ist er sehr experimentierfreudig und hat spannende Restaurantempfehlungen in Hamburg parat. Über die Themen Sport und Freizeit und natürlich auch über den HSV habe ich mit Karsten im Interview gesprochen.

Moin Karsten, erzähl doch mal: Was genau macht der Head of IT des HSV? Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit eines IT-Verantwortlichen eines Fußballvereins von anderen Unternehmen und Branchen oder bleibt IT gleich IT?

Dr. Karsten Zimmermann: IT bleibt IT. Aber IT richtet sich natürlich immer nach dem Geschäft. Ein Finanzunternehmen, welches vollständig digitale Produkte anbietet, hat einen ganz anderen IT-Bedarf als ein Produktionsunternehmen. Und weil ein Club wie der HSV relativ viele Geschäftsmodelle betreibt, ist unsere Aufgabe vielleicht etwas diverser als in anderen Unternehmen. Grundsätzlich läuft alles, was mit Software oder Hardware zu tun hat, bei mir und meinem Team zusammen: Glasfaser, WLAN, Notebooks, Telefonie, Datenbanken, Sportsysteme, Controllingsysteme, Websites und eShops. Dies geschieht natürlich immer in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen, die diese Systeme nutzen bzw. auf den Plattformen unsere Angebote betreuen.

Welche Themen im Job beschäftigen dich gerade besonders?

Zimmermann: Die Bedeutung von digitalen Plattformen, Kollaborationsmöglichkeiten und auch hybriden Veranstaltungen ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen, weshalb wir uns intensiv damit auseinandersetzen. Insgesamt bieten uns digitale Technologien die Möglichkeit, unsere Fans noch mehr in den Mittelpunkt zu stellen und sie mit den Angeboten zu begeistern, die sie wirklich nutzen wollen. Ansonsten arbeiten wir bereits jetzt auf die Europameisterschaft 2024 hin, um das Volksparkstadion für die erstmaligen Besucher und auch für internationale Gäste zu einem Erlebnis zu machen. Unseren Fans kommen diese Investitionen dann schon vorher zugute. Zudem ist die kontinuierliche Erneuerung immer ein Thema. Da sich die Technologien und auch die Anforderungen unserer Fans schnell weiterentwickeln, sind wir immer bemüht auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben. Da wird in 2021 einiges passieren, an dem wir jetzt schon arbeiten.

Du arbeitest seit knapp drei Jahren beim HSV: Hat dich die Tätigkeit besonders auch als Fan des Vereins gelockt? Kannst du überhaupt die im Job oft notwendige emotionale Distanz wahren, wenn dein Herz gleichzeitig auch für den Verein schlägt? Habt ihr auch Nicht-HSV-Fans im Team?

Zimmermann: Wenn man in einem Club wie dem HSV arbeitet, wird man automatisch zum Fan. Natürlich schlägt bei dem ein oder anderen das Herz auch für andere Sportarten und Vereine. Die Emotionalität ist aber auf jeden Fall eine Besonderheit, da es fast jede Woche etwas gibt, was dich bewegt und damit an den Club bindet. Ob das jetzt positive oder negative Dinge sind, ist gar nicht entscheidend. Wir wissen zudem, dass Fan sein natürlich nicht reicht, sondern dass wir alle unseren Teil dazu beitragen müssen, dass die Action auf dem Rasen stattfinden kann und am Ende die Fans begeistert werden. Auch wenn der HSV schon vorher mein Verein war, hat mich vor allem die Aufgabe gereizt und bisher habe ich meine Entscheidung nicht einen Moment bereut. Und das, obwohl ich der erste IT-Leiter bin, mit dem der HSV abgestiegen ist. (lacht)

Dr. Karsten Zimmermann
Laufen für den guten Zweck beim CIO Charity Run

Du hast kürzlich am „CIO Charity Run“ von IDG teilgenommen: Kannst du kurz erläutern, um was es bei der Veranstaltung ging? Warst du zum ersten Mal dabei? 

Zimmermann: Beim CIO Charity Run wird Geld für den guten Zweck gesammelt, indem IT-Entscheider laufen gehen. Die vergangenen Jahre war dies ein Vor-Ort-Event, dieses Jahr aber natürlich verteilt und virtuell, weshalb ich dann auch zum ersten Mal teilnehmen konnte. Als ich den Teilnahmeaufruf gesehen habe, dachte ich, dass man hier doch zwei Sachen verbinden kann: Freizeitgestaltung und soziales Engagement. Und da der Beitrag auf Xing oder LinkedIn geteilt werden musste, konnte man auch andere aus dem Netzwerk zum Mitmachen motivieren. Dieses Jahr gehen die Spenden an „Off Road Kids“ und somit an Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben. Das passt auch zum HSV, der mit der Stiftung „Der Hamburger Weg“ ebenfalls Kinder und Jugendliche in unserer Stadt unterstützt. Ich habe neun Kilometer dazu beigetragen, was insgesamt 45 Euro entspricht. Ich habe aber auch von CIOs gelesen, die 50 Kilometer gelaufen sind.

Hast du jetzt nur mal zufällig die Laufschuhe geschnürt oder sieht man dich häufiger Runden um die Außenalster drehen?

Zimmermann: Normalerweise gehe ich einmal die Woche eine Runde um die Alster laufen und gelegentlich auch nochmal eine kürzere Strecke durch Planten un Blomen oder am Kaiser-Friedrich-Ufer. Zum Laufen braucht man halt nicht viel, das kann man fast überall machen. Als ich noch häufiger in meinem Büro am Volksparkstadion war, bin ich ab und zu mit Kollegen in der Mittagspause durch den Volkspark gelaufen. Das ist leider zurzeit nicht möglich.

Was waren bisher deine größten Lauferlebnisse und -erfolge?

Zimmermann: Schwierige Frage, da ich das Laufen nicht leistungsmäßig betreibe. Spontan fällt mir der Moment ein, als ich das erste Mal die Alsterrunde versucht und auch gleich geschafft habe. Ich hatte schon ein wenig Respekt vor der Distanz, da ich vorher eher kürzere Strecken gelaufen bin.

Welche Bedeutung hat Sport abseits vom Job für dein Leben? Betreibst du andere Sportarten außer Laufen?

Zimmermann: Ich spiele seit meiner Kindheit aktiv Tischtennis und plane nicht, damit aufzuhören. Zudem fahre ich Fahrrad, allerdings eher, um von A nach B zu kommen. Eine Mitgliedschaft in einem Gym mit wöchentlichem Besuch ist da auch noch zu nennen. Basketball (NBA) verfolge ich eher passiv, obwohl es mich zwischendurch schon reizt, ein paar Körbe zu werfen. Nach dem letzten Match auf Freiplatz-Beton habe ich aber doch meine Knie gemerkt. In der Corona-Zeit habe ich zudem angefangen, ein wenig Skateboard zu fahren, was mir tatsächlich viel Spaß macht. Jetzt merke ich, dass Sport schon eine hohe Bedeutung für mich hat. Ach ja, Yoga mache ich auch noch.

Auf einer Skala von 1 bis 10 von sehr schlecht bis sehr gut: Wo verortest du dein aktuelles Fitnessniveau? Wo gibt es bei dir noch Luft nach oben?

Zimmermann: Ich fühle mich fit, also vielleicht eine sieben. Verbessern kann man sich überall. Mein Ziel ist es aber eher, mein Level in allen Bereichen zu halten und vielleicht ein wenig voranzukommen. Ich bin ein Allrounder und will auch gar nicht mit Triathleten, Marathonläufern und Profi-Fußballern mithalten. Der Bauch könnte sicher etwas flacher sein, aber sonst ist alles soweit ok. Ob ich jemals einen Ollie beim Skateboarden hinbekomme steht in den Sternen, aber das würde ich gerne noch schaffen.

Was unternimmst du wenn du dir etwas gönnen möchtest?

Zimmermann: Ich gehe tatsächlich gerne Essen, und zwar so verschieden und vielfältig wie möglich. Zum Glück ist das im Grindelviertel, wo ich lebe, ziemlich einfach. Ansonsten spiele ich häufig mit meinen Kindern und fahre auch gern mal weg (und geh dort Essen). Also nichts Spektakuläres. Aber um manchmal einen Kontextwechsel zu bekommen, habe ich einen Lehrauftrag an der Uni Hamburg, da mir die Arbeit mit jungen Menschen tatsächlich viel Spaß macht. Diese Zeit gönne ich mir.

Ich hoffe diese vielen tollen Restaurants bleiben uns auch nach dem Winter noch erhalten, denn für mich ist diese Vielfalt ein echtes Stück Lebensqualität.

Welches sind deine drei Hamburger Lieblingsrestaurants und warum?

Zimmermann: Das ist wirklich eine schwierige Frage, da es natürlich sehr viele gute Restaurants in Hamburg gibt und ich wie gesagt die Abwechslung liebe. Hier trotzdem mal ein Versuch:

  • VU2: Hervorragendes israelisches Restaurant am Karo-Viertel. Unglaublich intensive Aromen und Gewürze, tolles Brot und auch noch richtig gute Drinks aus der Bar nebenan.
  • Henssler Go: Hier kann man wirklich sehr gut Sushi und Fusion-Küche essen und nicht nur 0815. Unbedingt Omakase bestellen. Das ist eine vom Chef zusammengestellte Abfolge von Gerichten.
  • Der Etrusker: Wirklich sehr guter Italiener mit persönlichem Charme und sensationellen Vorspeisen. Aber natürlich auch wunderbarer Pasta und anderen Hauptgerichten. Wenn man draußen sitzt, sieht man zudem auch die Vielfalt des Grindelviertels.

Weitere: Arizona-Steakhouse, Underdocks, Küchenfreunde, Aendre, Nasch, Plat du Jour, Transit, La Monella, Hala und viele, viele Weitere. Ich hoffe diese vielen tollen Restaurants bleiben uns auch nach dem Winter noch erhalten, denn für mich ist diese Vielfalt ein echtes Stück Lebensqualität.