Peloton-Training: Ready to go © Harald R. Fortmann

Fit @ Home mit Peloton

Harald R. Fortmann ist intensiver Peloton-Nutzer und einer der ersten Kunden des Fitnessbikes in Deutschland. Im Interview hat mir Harald verraten, warum ihn das Training mit Peloton in den eigenen vier Wänden begeistert und wie ihm das Rad nach einer langwierigen Verletzung dabei geholfen hat, wieder sportlich aktiv zu werden. Zudem hat er auch noch eine Einschätzung dazu parat, wie sich Home Fitness angesichts COVID-19 entwickeln wird.

Moin Harald, wer gerade lieber auf Laufen oder Radfahren im Freien verzichten möchte für den ist Home Fitness das Gebot der Stunde. Du bist auch passionierter Läufer, aber schon seit einer Weile plagt dich der Rücken – Marathon & Co. ist für dich vorerst kein Thema. Du hast dir schon vor ein paar Monaten ein Rad von Peloton zugelegt. Was konkret hat dich dazu bewogen, das Bike zu kaufen?

Harald R. Fortmann: Als ich den Chicago Marathon 2016 gelaufen bin, wurde ich in einer Kurve von einem anderen Läufer geschnitten und bin dadurch gestolpert, gefallen und habe mich mehrfach überschlagen. Ich bin recht schnell wieder aufgestanden und bin den Marathon dennoch bis zum Ende gelaufen. Nach einer kurzen Heilphase aller Schürfungen bin ich wieder ins Training eingestiegen und noch den Berlin Marathon 2017 gelaufen bis dann eine Schieflage in der Hüfte festgestellt wurde, die durch den Sturz und die nicht vorgenommen Behandlung verursacht worden ist und starke Rückenschmerzen nach sich zog. Es folgten 18 Monate mit sehr wenig Sport und vielen Schmerzen. Da kam Peloton gerade richtig. Ich verfolge den Hype in den USA schon seit einiger Zeit und als dann eine langjährige Weggefährtin in der Digitalbranche, Gesine Haag, mit ihrem Mann die Einführung von Peloton in Deutschland begleitete, hatte ich bei den Peloton Media Days in der Hamburger Elbphilharmonie vor dem Marktstart in Deutschland die Chance, mich umfassend zu informieren. Dazu kam dann, dass ein alter AOL-Kollege für das internationale Geschäft zuständig ist und unser five14-Beiratsmitglied Martin Richter von Spotify zu Peloton wechselte und nun dort das Deutschland-Geschäft führt. Ich hatte das Vergnügen, den deutschen Bestellprozess als Erster zu testen und war somit einer der Ersten, die in Deutschland dieses Connected Bike zu Hause hatten.

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Erklär doch mal bitte deine Begeisterung für das Training mit dem Rad!

Fortmann: Der große Vorteil des Peloton Bikes ist, dass es nicht nur funktional ist, sondern auf höchstem qualitativem Niveau gebaut ist, schick aussieht und extrem geräuscharm läuft. So ist es auch von meinem Arbeitszimmer in unser Wohnzimmer gewandert, da meine gesamte Familie es mittlerweile nutzt und meine Frau mich lieber im Wohnzimmer dabei haben will, wenn ich schon – teilweise recht lange – auf dem Bike trainiere. Hinzu kommt, dass es trotz meiner Rückenprobleme ohne Einschränkungen für mich nutzbar ist und ich so endlich wieder Sport bis an meine Grenzen betreiben kann. Leider nicht mehr meine Lieblingsdisziplin Laufen – aber Radfahren war schon immer meine Nummer 2.

Neben den Rad- und Spinning-Trainingseinheiten kann man über die Peloton App (separat abzuschließende Mitgliedschaft) auf dem Bike, dem iPhone, iPad etc. weitere Trainings abrufen – wie beispielsweise Meditation, Yoga, Stretching und vieles mehr. Es gibt sowohl Training-on-Demand wie auch Live-Trainings, wo ich bisher mit bis zu 60.000 Peloton-Usern gleichzeitig um das Leaderboard gekämpft habe. Die meisten Trainings sind noch auf Englisch (teilweise mit Untertitel wenn man es braucht), aber es gibt mittlerweile auch mit Iréne Scholz und Erik Jäger zwei fabelhafte deutsche Trainer, die man in der Sportszene ja auch bereits kennt. Ich bin aber eher ein Fan von Ally Love (Cycling), Aditi Shah (Yoga & Meditation), Olivia Amato (Cycling), Ross Rayburn (Meditation & Yoga), Ben Alldis oder Matt Wilpers (Cycling), da ich englische Trainings motivierender finde.

"Schnuppertraining" vor dem Marktstart in Deutschland © Peloton
„Schnuppertraining“ vor dem Marktstart in Deutschland © Peloton

Wie oft trainierst du die Woche und mit welchen Zielen? Auf einer Skala von 1 bis 10 von sehr schlecht bis sehr gut: Wo verortest du dein aktuelles Fitnessniveau?

Fortmann: Vor der COVID-19 Situation habe ich 3-4 mal die Woche trainiert. Seit ich täglich im Home Office bin und somit die Bewegung ja auch eingeschränkt ist, trainiere ich täglich – teilweise mehrfach. Mein grundsätzliches Ziel ist es, gesund zu bleiben. Ich habe zwei Kinder und eine wundervolle Ehefrau, mit denen ich noch länger mein Leben teilen möchte. Das war für mich 2012, bei der Geburt meines zweiten Kindes, der Grund mein Leben komplett zu verändern und erstmalig überhaupt mit Sport anzufangen. Da bin ich auch heute noch meinem lieben Freund und Kollegen Dwight Cribb dankbar, der durch den Start einer 4er-Gruppe mit dem Personal Trainer Frank Wüstermann so ziemlich den Grundstein gelegt hat. Als Läufer war mein erstes Ziel damals nie unter 10 km zu laufen – das unterscheidet den Läufer von einem Jogger. Dann war es der Halbmarathon und 2015 der Entschluss einen Marathon zu laufen: den New York City Marathon. Einer der schönsten Momente in meinen Leben als ich die Ziellinie überschritten habe und meine Familie mich gefeiert hat. Daraus wurden dann doch ein paar mehr und mein Ziel war es die sechs Majors bis zum 50. zu schaffen. Zwei fehlen mir noch – und das wird wohl nichts mehr, zumindest bis zum 50. Daher geht es mir heute vor allem um die Steigerung meiner Fitness und Ausdauer. Der Functional Threshold Power (FTP)-Test, den z.B. Matt Wilpers oder Olivia Amato auf dem Peloton anbieten, ist eine tolle Methode seine Steigerung zu testen. Meine Tochter und ich haben gerade erst wieder einen FTP-Test gemacht und ich konnte im Vergleich zum letzten meine Leistung um 30 Prozent verbessern. Diese Werte werden automatisch in das Peloton Bike gespeichert und so sind meine Output Levels immer aktuell und ich kann gegen mich selbst antreten. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich mich heute auf einer 6-7 verorten und es wird täglich besser.

Vor ein paar Jahren hatte ich zu Hause noch einen Rad-Ergometer, der unter anderem zielgenaues Training nach Herzfrequenz ermöglichte, indem sich der Widerstand automatisch anpasste. Zuerst hatte ich ihn sehr oft genutzt, irgendwann war es aber nur noch ein Staubfänger und dann habe ich das Gerät verkauft. Mir fehlt beim Radfahren daheim einfach der Fahrtwind und man ist permanent am Strampeln. Draußen lässt man das Rad dagegen auch einfach mal rollen. Stören dich diese üblichen Einschränkungen bei Peloton nicht? Oder ist das Gerät einfach was ganz anderes?

Fortmann: Ich nutze das Bike nun sieben Monate und kann das bisher nicht feststellen. Mein Peloton steht direkt an einer unserer Terrassentüren und ich habe das Fenster beim Fahren auf, dadurch bekomme ich frische Luft. Ich kenne auch einige Peloton-Kollegen, die sich einen Ventilator hingestellt haben – den wollte ich jetzt wo es wärmer ist auch aufstellen, dann hat man ja den Fahrtwind. Aber im Ernst, ich sehe das nicht als Einschränkung. Die Retention-Zahlen von Peloton 1-2 Jahre nach dem Kauf sind auch phänomenal. Das zeigt, dass sie es schaffen, die Kunden bei der Stange zu halten. Du kannst auch Trainings von 5 bis 90 Minuten auswählen, dadurch kannst du auch mal eben schnell 20 Minuten aufs Bike und glaub mir du kommst da gut durchgeschwitzt wieder runter.

Durch die Community, die Shoutouts der Trainer in den Live-Trainings für bestimmte Meilensteine und die Kommunikation von Peloton ist das mehr ein Club als ein Einzeltraining im Keller. Am ersten Mai-Wochenende wäre eigentlich auch das diesjährige Peloton Homecoming gewesen, zu dem ich mit meiner Frau nach New York gereist wäre: ein Treffen von über 3.000 Peloton-Mitglieder aus den USA, Kanada, UK und Deutschland mit vielen Trainings und Parties. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, aber die derzeitige Pandemie macht es nun unmöglich. Ich bin mir aber sicher, dass das Peloton-Team sich für dieses Wochenende virtuell was einfallen lassen wird. Genau wie letzte Woche Montag. Da gab es eine Gratitude-Meditation für alle Menschen, die derzeit im Gesundheitswesen für uns da sind und es waren mehr als 5.000 Menschen live dabei.

Du bist beruflich gut eingespannt und auch viel auf Reisen: Wie wichtig ist Sport für deinen „Kopf“?

Fortmann: Wie gerade erwähnt, hatte ich ja vor 2012 kaum Kontakt zu Sport. Ich habe dann entdeckt wie gut diese Aktivitäten meinem Körper, aber vor allem meinem Kopf tun. Als ich die 18 Monate kaum etwas machen konnte, bin ich in ein ziemliches Loch gefallen. Ich konnte Stress nur schwer abbauen, hatte auch schon mal schlechte Laune und teilweise auch hierdurch getrieben extremste Schlafstörungen, die in einem Schlafmangel ausgeartet sind. Seit ich mein Peloton Bike habe, hat sich alles wieder gedreht und ich bekomme endlich den Kopf frei, schlafe herausragend und nerve meine Familie wieder, wenn ich sie gegen 7 Uhr morgens nach meinem Training und der Dusche mit bester Laune wecke. Manchmal wünscht sich meine Frau, dass ich wieder schlechtere Laune bekomme.

Ich habe auch durch die Aufnahme von sportlichen Aktivitäten in den letzten Jahren gemerkt, wie gut dir Leistungssport auch beruflich helfen kann. Wenn du Marathon-Training aber auch sonstige sportlichen Aktivitäten in deinen Alltag einbauen willst – der Deal mit meiner Familie war, dass die Zeit nicht von der Familien-Zeit abgehen darf, daher meistens ab 5.14 Uhr morgens – musst du dich sehr gut strukturieren können. Dazu der klare Fokus auf Meilensteine, die Community die du aufbaust etc. Da sind sehr viele Parallelen zum Job. In meinem Beruf als Personalberater konnte ich auch immer wieder feststellen, dass Menschen mit einer hohen Sport-Affinität meistens auch sehr erfolgreich sind. Natürlich gibt es auch andere, aber vielen hilft der Sport auch im Beruf besser zu werden.

Am Radeln: Drinnen wie draußen © Klaus Knuffmann für Clutch
Am Radeln: Drinnen wie draußen © Klaus Knuffmann für Clutch

Wie wird sich der Home Fitness-Bereich deiner Meinung nach in den kommenden Monaten entwickeln? Wird Peloton die Wohnzimmer der Deutschen erobern?

Fortmann: Bei meinen Kindern und uns sind ganz klar Peloton-Aktien im Depot. Ich bin überzeugt, dass der Markt sich überdurchschnittlich entwickeln wird. Der Hype – oder lass mich besser Trend sagen, da ein Hype ja schnell vorbei geht – in den USA mit den Retention-Zahlen zeigt ganz klar, dass es ein stabiler, wachsender Markt ist. Die COVID-19 Situation wird sich vermutlich bis mindestens 2021 hinziehen und ein grundsätzliches Umdenken bei den Menschen anregen. Fitness-Studios werden meiner Meinung nach zu den Verlierern gehören und der Home Fitness-Bereich, vor allem mit dem digitalen Connected-Ansatz, florieren. Peloton bietet tolle Showrooms in einigen deutschen Städten an – das Personal z.B. in Hamburg ist mega – und auch einen 30-Tage-Test des Rads. Die Freunde, die ich animieren konnte es auszuprobieren, sind heute noch auf dem Bike. Erst kürzlich hatte ich die Freude mit Dr. Oliver Bohl – heute Director Digital Business bei der KfW – im Videochat vor dem Training zu schnacken. Auch andere „Digitale“ wie Verena Pausder, Tijen Onaran, Lars Hinrichs, Jan Bechler, Thomas Knüwer, Philipp Depiereux, Dr. Nora Cavara oder Mathias Sieg strampeln schon fleißig und wollen in den Live Rides meine Position anfechten.

Könntest du zugunsten von Home Fitness komplett auf den Sport an der frischen Luft verzichten?

Fortmann: Nein. Ich denke nicht, dass es ein entweder oder ist. Ich habe auch wieder angefangen, jeden Sonntag 5 km mit meinem Sohn (8) zu laufen. Da merkt man, dass Peloton auch meinen Rücken stärkt und ich die 5 km ohne Einschränkungen durchhalten kann. Am heißesten Tag des Jahres bisher, sprich Montag vor zwei Wochen, bin ich 75 km durch Hamburg und Schleswig-Holstein mit dem Rad gefahren. Das ist schon immer auch ein Genuss. Auf der anderen Seite merke ich aber auch, dass Peloton einfach sicher ist. Je nach Verkehr ist mein üblicher Heimweg von der Hamburger City über die Elbchaussee nach Hause nicht gerade ungefährlich. Die meisten Autofahrer achten nicht auf die Radfahrer und einige bremsen einen absichtlich aus. Hier ist Hamburg gefragt, den Wunsch Fahrradstadt zu sein endlich in die Realität umzusetzen.

In diesen drei Hamburger Restaurants willst du in Zukunft gerne nochmal Essen gehen:

Fortmann: Zunächst möchte ich meine Solidarität mit allen Gastronomen ausdrücken. Ich weiß wie schwierig die derzeitige Situation für euch ist und dass viele von euch um ihre Existenz bangen. Ich befürchte auch, dass bis man wieder sorglos in ein Restaurant gehen wird, noch viel Zeit ins Land zieht. Wenn ich nur drei nennen darf, freue ich mich dann wieder auf herausragende Gastronomie im Piment am Lehmweg, meine französische Co-Muttersprache in der Crêperie Ti Breizh zu sprechen und auf einen leckeren leichten Lunch im An An Streetfood direkt in der Nähe unseres WeWork.

Danke dir für das interessante Gespräch!

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2 Kommentare zu „Fit @ Home mit Peloton“

  1. Danke für das spannende Interview. Ich kenne Harald bisher nur vom Peloton Leaderboard und bin total überrascht, was da für ein spannender Mensch dahinter steckt! Liebe Grüße aus Potsdam, Daniel

    1. Harald R. Fortmann

      Danke, lieber Daniel. Freue mich immer Dich auf dem Leaderboard zu sehen – ich versuche mich immer dran zu hängen… Ich schaff es nochmal Dich zu überholen 😉

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